13.06.2018 Heiztechnik der Zukunft

Wand- und Fußbodenheizung - Heiztechnik der Zukunft

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Die Heiztechnik der Zukunft und die Folgen für den Naturbaustoffhandel

Auf den Energietagen in Berlin Anfang Mai wurden eingehend die Perspektiven der Wärmeversorgung von Gebäuden diskutiert. Dabei waren hochrangige Vertreter unter anderem des Wirtschafts- und des Bauministeriums beteiligt. Aus den verschiedenen Vorträgen und Podiumsdiskussionen ergibt sich folgendes: Wärmebedarf soll bis 2030 und 2050 erheblich gesenkt werden



Die Heiztechnik der Zukunft und die Folgen für den Naturbaustoffhandel

Ulrich Steinmeyer

Auf den Energietagen in Berlin Anfang Mai wurden eingehend die Perspektiven der Wärmeversorgung von Gebäuden diskutiert. Dabei waren hochrangige Vertreter unter anderem des Wirtschafts- und des Bauministeriums beteiligt. Aus den verschiedenen Vorträgen und Podiumsdiskussionen ergibt sich folgendes Bild:

Wärmebedarf soll bis 2030 und 2050 erheblich gesenkt werden

Ziel ist es, bis 2030 beim Wärmebedarf der Gesellschaft der CO2 Ausstoß um ca. 38% zu senken. Bis 2050 soll der Heizenergiebedarf der Gebäude um 50% sinken und dieser dann mit regenerativer Energie gedeckt werden.

Der Wärmeverbrauch in Gebäuden hat ca. den vierfachen Umfang wie der Stromverbrauch in Gebäuden. Der Wärmebedarf wird sich daher kaum allein über Wärmepumpen decken lassen, die mit regenerativem Strom betrieben werden. Es wird schon schwierig genug, den kompletten Strombedarf regenerativ zu decken. Wenn dann noch der Wärmesektor darüber mitversorgt werden soll, wird das nicht klappen.

Zentral wird in dem Bereich daher, die Effizienz des Energieverbrauchs in Gebäuden durch bessere Dämmung der Gebäudehülle zu steigern. Dabei gibt es unterschiedliche Einschätzungen und Forderungen, wie das geschehen soll. Während beispielsweise die DUH (Deutsche Umwelthilfe) KFW 40 als künftigen Standard für den Neubau fordert, strebt die Bundesregierung nach Worten von Herrn Rathert aus dem Bauministerium nur KFW 55 als Standard an, wobei die fossilen Energien bis 2030 als Energieträger ausscheiden sollen. Im neuen GEG (Gebäudeenergiegesetz, welches als Ersatz u.a. für die EnEV gelten soll) soll der Energiestandard erstmal nicht verschärft werden.


Energetische Sanierung wird wichtiger Hebel für die Klimaschutzziele

Außenwanddämmung spart Energie

Entscheidender Hebel zur Energiewende im Gebäudebereich wird die energetische Sanierung des Bestandes sein. Derzeit wird nur weniger als 1% der bestehenden Menge jährlich an Wohngebäuden neu gebaut. Im Neubau auf gute Wärmedämmung, insbesondere Außenwanddämmung zu achten, ist daher zwar wichtig, das Problem in der Masse besteht aber im nicht sanierten Bestand.

Bild / Poster
Zellulose Kehlbalken, Copyright Jörg Thomsen

Energetische Sanierungen sollen wieder wichtiger werden

Da der Wärmeverbrauch im Bestand um ein Vielfaches höher ist, soll die jährliche energetische Sanierung des Bestandes möglichst Richtung 2,4% steigen. Derzeit wird nur ca. 0,8% des Bestandes jährlich energetisch saniert. Mit der Quote sind die Klimaschutzziele nicht zu erreichen. Da derzeit viel im Neubau geschieht, ist die Sanierung etwas in den Hintergrund geraten. Das muss sich mittelfristig wieder ändern und wird die Bautätigkeit dauerhaft auf einem hohen Niveau halten 2,4% jährliche Sanierung bedeutet ungefähr eine Millionen Wohnungen pro Jahr. Bis 2050 soll der Energiebedarf im gesamten Gebäudebestand auf rund 50% des derzeitigen Verbrauches sinken.


Bild / Poster
Zellulosedämmung, Außenwanddämmung, Copyright Jörg Thomsen

Restwärme soll mit Langzeitspeicher, Wärmepumpen, Biomasse oder „Power to gas“ gedeckt werden.

Auch bei erheblich gesenktem Bedarf stellt sich die Frage nach der Herkunft der Energie für den Wärmebedarf. Derzeit wird nicht einmal 15% des Wärmebedarfes regenerativ erzeugt, überwiegend mit Biomasse (Holz, Biogas). Es zeichnen sich verschiedene Strategien ab, wie dies gelingen kann. Ein Konzept besteht in Langzeitspeichern für Wärme. Die Berliner Wohnbaugenossenschaft „Märkische Scholle“ stellte ein Beispiel vor, bei dem der Untergrund unter ihrem Baugrundstück nach oben gedämmt wurde und darunter der Erdboden mit Solarenergie im Sommer erwärmt wird. Mit diesem Langzeitspeicher lassen sich dann die auf Passivhausstandard modernisierten Mietwohnungen über den Winter beheizen. In Dänemark wird dies in großem Umfang betrieben. Dort sind etwa 60% aller Haushalte an lokale Wärmenetze angeschlossen und werden inzwischen zu ca. 50% über regenerative Energien beheizt. Dort sind derzeit mehrere unterirdische Großwärmespeicher in Planung, die im Sommer mit Solarenergie aufgeheizt werden können.

Eine weitere Strategie zielt darauf ab, überschüssigen Strom durch regenerative Energien in Gas (Wasserstoff) zu verwandeln und für die Wärmeversorgung zu nutzen. Das wurde insbesondere von einem Vertreter der Gaswirtschaft in die Diskussion eingebracht. Da Gas aber eines der Energieträger ist, die auch hohe Temperaturen erzeugen können, wird der Einsatz im Wohnungsbereich vermutlich eher unwahrscheinlich sein. In der Industrie gibt es einen Bedarf nach Prozesswärme, der fast so hoch ist wie der derzeitige Wärmebedarf der Gebäude. Für die Prozesswärme wird allerdings meist eine hoher Temperatur über 500 Grad benötigt. Daher wird das Gas eher in diesem Bereich benötigt als im Gebäudesektor. Die Strategie der Gasversorger besteht darin, das regenerative Gas dann zu importieren aus Gegenden, wo genügend Solarenergie für die Stromerzeugung vorhanden ist. Da die Umwandlung des Stroms in Gas aber mit recht hohen Energieverlusten einhergeht, kann davon ausgegangen werden, dass das so erzeugt Gas recht teuer wird.


Konsequenzen für den Naturbaustoffhandel:

Bei dem Diskurs über die Wärmeversorgung der Zukunft kristallisiert sich eine Versorgung in großem Umfang entweder mit langfristig gespeicherter Wärme heraus und/oder mit Wärmepumpen. In jedem Fall handelt es sich dabei um Niedrigtemperatursysteme. Daher werden die Heizkörper der Zukunft wohl eher Wandheizungen und Bodenheizungen sein, als klassische Heizkörper. Wer in dem Markt noch nicht aktiv ist, sollte es sich überlegen, das Sortiment bei sich aufzunehmen. Das wird sicher in Zukunft mehr werden.

Die andere gute Nachricht besteht darin, dass nach der Neubauphase der nächsten Jahre mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Sanierungsphase für Bestandsbauten folgen wird, die erheblich umfangreicher sein wird, als es in der Vergangenheit war. Das Thema „energetische Sanierung“ wird deutlich an Wichtigkeit gewinnen.

Dabei stellt Ulrich Steinmeyer die These auf, dass die Art der Sanierung im städtischen Umfeld mit hohen Bodenpreisen eher durch Ersatzbauten erfolgen wird und im eher kleinstädtischen und ländlichen Bereich die Einblasdämmung und andere kostengünstige Dämmvarianten Zuspruch erhalten werden.

Beides Tendenzen, die dem Naturbaustoffhandel potentiell nutzen, insbesondere wenn auch die CO2 Belastung durch die Baustoffe erfasst wird. Das war bei den Energietagen zwar kaum Thema, auf Nachfrage wurde allerdings meist erwähnt, dass das Thema „graue Energie“ und CO2 beim Bauen an Wichtigkeit gewinnen wird und selbst auf Regierungsebene an verschiedener Stelle mitgedacht wird.


Bild / Poster
WEM Fußbodenheizung, Copyright WEM