02.04.2019 Tiny House bauen – der Traum vom eigenen Minihaus

Tiny House bauen – der Traum vom eigenen Minihaus

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Der Mensch wird in seinem Leben immer wieder von einem scheinbaren Widerspruch begleitet, dem Konflikt zwischen Freiheit und Sicherheit. Diesen Konflikt kann das Tiny House, zumindest in der Fantasie, mit einem Mal auflösen.

pixabay wood-3238640_1920-960x720.jpgTiny House bauen – der Traum vom eigenen Minihaus

Freiheit UND Sicherheit

Der Mensch wird in seinem Leben immer wieder von einem scheinbaren Widerspruch begleitet, dem Konflikt zwischen Freiheit und Sicherheit. Diesen Konflikt kann das Tiny House, zumindest in der Fantasie, mit einem Mal auflösen. Mit dem Tiny House hat man sein Stück Sicherheit, das „zu Hause“ ja immer dabei. Trotzdem ist man immer frei und ungebunden unterwegs und mitten im Abenteuer.

Hip UND spießig

Wer ein Tiny House baut, hat sich ein bisschen Spießertum gegönnt, das Eigenheim. Weil man damit aber immer unterwegs sein kann, fühlt man sich als Tiny House Besitzer alles andere als spießig, weil man ja auf der Trendwelle mitreitet und fast ein bisschen hip ist. Ein eigenes Tiny House bindet einem ja nie zu viel Verantwortung ans Bein, denn man kann ja immer wieder aufs Neue zu Abenteuern aufbrechen. Zusätzlich hat man seine vertrauten Raum, ein Stück Komfort, immer mit dabei.

„Was du besitzt, besitzt in Wirklichkeit dich“

Wer ein Tiny House besitzt, musste sich für das Leben auf kleinem Raum auf das Nötigste konzentrieren und unnötigen Besitz hinter sich lassen. Glaubt man den Minimalismusanhängern, befreit man sich so und hat nun endlich den klaren gesit, den man sich oft gewünscht hat. Der Filmklassiker „Fight Club“ bringt es auf den Punkt: „Was du besitzt, besitzt in Wirklichkeit dich“. Von zu viel Besitz, kann im Tiny House ja keine Rede sein. Tiny Houses sind nicht nur Effizienzwunder, sondern wenn man zusätzlich noch auf ökologische Baustoffe setzt und einen traumhaften Stellplatz mitten in der Natur für sich gefunden hat, lebt man fast im Einklang mit eben dieser.

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Reality check

Leider kommt man schnell wieder auf dem harten Boden der Realität an. Sobald man sich konkret dem Bau eines Tiny Houses widmet wird man mit einigen Hürden konfrontiert. Dies muss man auf dem Weg zum Tiny House Bau erst einmal nehmen.

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Tiny House mobil – Straßenverkehrszulassung

Wenn Sie ihr Tiny House auf einem Anhänger mit einem Zugfahrzeug bewegen wollen, brauchen Sie dafür in Deutschland eine Zulassung. Dabei gilt die Straßenverkehrs- (Fahrzeugzulassungsverordnung – FZV).

Allerdings gibt es einige Ausnahmen für Anhänger, die keinen TÜV und höchstens eine niedrigschwellige Betriebserlaubnis benötigen. Land- und forstwirtschaftlich genutzte Anhänger gehören dazu sowie Anhängern im Schaustellergewerbe. Auch für Bauwagen, die ursprünglich als Behausung von Arbeitern auf Baustellen gedacht waren, kann es eine Betriebserlaubnis geben.

Sichere Ladung

Wer es allerdings nicht schafft, das Tiny House in einer dieser Kategorien unterzubringen, der muss für sein Tiny House eine Zulassung beantragen. Dabei kann man sich entscheiden, ob man entweder eine Zulassung als Wohnwagen oder als gesicherte Ladung beantragen möchte. Dabei ist die Definition einer Ladung, dass sie sich ohne weiteres von Hand vom Anhänger trennen lassen muss. Im Falle eines Unfalls muss der Halter oder Fahrer nachweisen, dass die Ladung ausreichend gesichert war. Im Nachhinein kann das eine schwierige Aufgabe sein und eine Zertifizierung ist empfehlenswert, um sich eine Menge Ärger zu ersparen. Wer langfristig in der Variante Wohnwagen wohnen möchte, kann sich nicht dauerhaft versichern lassen.

Tiny house parken

Alle Wagenformen dürfen außerhalb von Ortschaften geparkt werden. Verboten ist es allerdings zusätzliche Aufenthaltsräume, Feuerstellen oder sanitäre Anlagen zu errichten. Wer Glück hat, kann längerfristig geduldet werden, wenn sich niemand belästigt fühlt und sich beschwert. Wer auf Privatgrundstücken, in Naturschutzgebieten oder Biotopen parkt, der muss umgehend räumen, sobald eine Beschwerde eingeht. Ein Lösungsansatz ist es, bei Privatgrundstücken die Eigentümer ausfindig zu machen und eine Duldung auszuhandeln. Entweder hat man also Glück oder bringt Verhandlungsgeschick mit. Die dritte Variante ist es, sich zu anderen Wagen dazuzustellen, wenn diese bereits geduldet werden.

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Lieber doch nicht mobil?

Alle diejenigen, die ihr Tiny House länger als drei Monate abstellen wollen, benötigen dafür eine Baugenehmigung, selbst wenn es sich um ein privates Grundstück handelt. Baugenehmigungen sind im Baurecht geregelt.

In unterschiedlichen Bundesländern gibt es bezüglich des Planungsrechts andere Regelungen. Deshalb ist es gut, wenn man bei der zuständigen Baubehörde nachfragt. Nur wer sein Tiny House auf einer Parzelle auf einem Campingplatz abstellt, braucht keinen eigenen Bauantrag zu stellen. Im Baurecht zählen Tiny Houses als Gebäude, wobei unerheblich ist, ob sie mobil oder immobil sind. Das heißt, dass Sie sich im nächsten Schritt Gedanken machen müssen, ob Sie für das Tiny House ein geeignetes Grundstück gefunden haben.unsplash katie-barrett-164094-1296x1936.jpg

Das richtige Grundstück mitten im Nirgendwo

Wer in Deutschland baut, ist auf einen Anschluss an Wasser, Gas und Elektrizität und die Kanalisation angewiesen. Außerdem sollte der Baugrund schon an ein Wegenetz anschließen. Ein Tiny House, das mitten im Nirgendwo in Deutschland zum Wohnraum wird, ist demnach eine Träumerei.unsplash sophie-higginbottom-134990-2736x1824.jpg

Tiny House, mobil und ökologisch wohnen?

Wer sich beim Tiny House bauen mit Energieeffizienz, Ökologie und nachhaltigen Ressourcen beschäftigt, der wird merken, dass die Umsetzung dieser Konzepte beim Tiny House Bau schwierig werden kann. Gemessen an den Quadratmetern der Wohnfläche, ist nämlich die Gebäudehülle eines Tiny Houses verhältnismäßig groß, im Vergleich zu einem Mehrfamilienhaus zum Beispiel. Zur Gebäudehülle zählen zum Beispiel das Dach und die Außenwände. Ein Tiny House hat eine Gebäudehülle von ca. 5-6 qm Gebäudehülle pro qm Wohnfläche. Im direkten Vergleich hat ein Mehrfamilienhaus nur 2qm Gebäudehülle pro qm Wohnfläche. Demnach sind Energieverluste im Tiny House etwa drei Mal höher, im Vergleich zu einem Mehrfamilienhaus, bei gleicher Dämmung.

Ökologisch dämmen im Tiny house?

Wer das Tiny House auf einen Anhänger baut, der darf das magische Gesamtgewicht von 3,5 t für die Teilnahme am Straßenverkehr nicht überschreiten. Sobald man aber ökologisch dämmen und zum Beispiel auf Zellulose oder Hanf setzen und auf Polystyrol verzichten will, wird automatisch schnell 3,5 t überschreiten, weil ökologische Dämmstoffe sehr schwer sein können. Eine gute Dämmung, die dem geförderten Standard von einem KFW 40+ Haus entsprechen, haben eine Stärke von 30 cm für die Wände und das Dach. Außerdem ist die Haustechnik oft für Tiny Houses überdimensioniert. Energieträger aus regenerativen Quellen sind quasi nie klein genug, um ein Tiny House effizient mit Wärme und Energie zu versorgen und sind somit verhältnismäßig teuer.

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Günstig wohnen im Tiny House

Wer sein Tiny House nach einem anerkannten ökologischen Standard von zum Beispiel einem KFW 40 Standard bauen möchte, der liegt bei einem Prei von 4000-6000 €/qm und liegt damit fast zwei Mal so hoch, im Vergleich zu einem Quadratmeterpreis für einen ökologischen Standard in einem Mehrfamilienhaus. Das liegt an der verhältnismäßig großen Gebäudehülle im Verhältnis zur Wohnfläche und der für Tiny Houses überdimensionierten Haustechnik, die benötigt wird, um dem KFW 40 Standard gerecht zu werden. Außerdem erhöhen sich die Zufahrtswege pro Person für Bewohner von Tiny Houses. Eine zusätzliche Zersiedelung der Landschaft ist aber unökologisch.

Wenn Sie nach einem ökologischen Standard bei geringen Kosten leben wollen, dann bietet sich eigentlich eine kleine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus an. So können auch die Zufahrtswege pro Person minimiert und das bestehende Netz effizient genutzt werden.

Fazit

Wer ökologisch im Einklang mit der Natur in einem günstigen, mobilen (oder nicht mobilen) Tiny House wohnen will, der wird an seine Grenzen stoßen. Aber wie sagt man so schön:

Alle sagten: Das geht nicht. Dann kam einer, der wusste das nicht und hat’s gemacht.

Sie wollen immer noch ein Tiny House bauen? Verstehen wir!

Lassen Sie sich von uns beraten!