17.07.2019 Parlamentarisches Frühstück zur Bauwende

Parlamentarisches Frühstück zur Bauwende

parlamentarisches frühstück zur bauwende juni 2019_c steinmeyer_290auf180.png

Auf Einladung der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH) hat in Berlin ein „Parlamentarisches Frühstück“ stattgefunden, das von Herrn Mindrup (SPD) und Herrn Kühn (Grüne) als Mentoren mitorganisiert wurde. Zum einen war die „Graue Energie“ Thema. Zum anderen wurde diskutiert welche Klimafolgen die Bautätigkeit an sich mitbringt. 


Als Teil des Bauwende-Bündnisses hatte Ökoplus dazu eine Stellungnahme zum neuen GEG unterschrieben, in der gefordert wurde, diese Themen bei der Neugestaltung des GebäudeEnergieGesetzes (GEG) zu berücksichtigen. Das Bauwende-Bündnis hatte ebenfalls eine Erklärung herausgegeben, um auf eine KfW Förderung für ökologisches Bauen zu drängen. 

Bild / Poster
V.l.n.r. Chris Kühn (Bündnis 90/Die Grünen), Klaus Mindrup (SPD), Barbara Metz (stellvertretende Bundesgeschäftsführerin DUH), Constantin Zerger (DUH), Dr. Uli Wischnath (Bauwende e.V.), Dr. Lukas Köhler (FDP), Carsten Müller (CDU) und Lorenz Gösta Beutin (Die Linke).

Ökologische Baustoffe sparen CO2

Nach einer Einführung von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) hielt Uli Wischnath von der Bauwende e.V. einen Vortrag zum Thema Klimaschutz und Primärenergieverbrauch beim Bauprozess. Beim konventionellen Bauen werden Baustoffe eingesetzt, die bei der Herstellung sehr viel Energie benötigen. Da Deutschland Energie immer noch hauptsächlich von Mineralöl, Erdgas, Braun- und Steinkohle bezieht (vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie 2017), ist es unerlässlich bei der Auswahl der Baustoffe auf Stoffe zu setzen, die weniger Primärenergie zur Herstellung benötigen.  

Es ist nicht egal womit wir bauen. Eine Fassade aus Klinker eines herkömmlichen Massivbaus zum Beispiel benötigt allein etwa so viel nicht erneuerbare Primärenergie zur Herstellung wie ein strohgedämmtes Holzhaus insgesamt.

Mit Hilfe von nachwachsenden Baustoffen können der Atmosphäre heute große Mengen des klimaschädlichen CO2 entzogen werden (vgl. Ökohaus bamberg 2019).

Uli Wischnath forderte unverzügliche Handlungen von den Politikern. Danach nahmen die Mitglieder des Bundestags Stellung und es blieb noch Zeit für einige Fragen und Stellungnahmen dazu.

Parlamentarisches Frühstück - ein Erfolg 

Aus zwei Gründen kann die Veranstaltung als recht erfolgreich eingeschätzt werden. Zum einen gab es ein sehr großes Interesse von verschiedenen Verbandsvertretern wie den Energieberatern, der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V., von ÖkoPlus AG -  Fachhandelsverbund für ökologisches Bauen und Wohnen, dem Internationalen Verein für zukunftsfähiges Bauen und Wohnen - natureplus e.V.,, vom NABU – Naturschutzbund Deutschland e.V. und vielen weiteren Akteuren. Für die Parlamentarier wurde so sehr deutlich, dass das Thema der "Grauen Energie" und der "Grauen Emissionen" für den Klimaschutz im Bausektor sehr relevant ist. 

Zum anderen kam von allen Parteivertretern die Rückmeldung, dass das Thema behandelt werden muss. Das war bei Grünen und SPD sehr ausführlich und deutlich formuliert und wurde auch von den Linken unterstützt. Von den anderen Mitgliedern des Bundestages wurden viele Gründe genannt, warum das Thema ordnungs- und förderrechtlich schwierig zu behandeln sei, wie das Fehlen von Fachpersonal auf den Baustellen und das vermutete Spannungsfeld von mehr Ökologie gegen mehr Wohnungsbau von Seiten der CDU oder die Schwierigkeiten der Berechnungsmethoden (FDP) oder die Gefahr der „Rosinenpickerei“ bei der Steuerförderung (SPD). Insgesamt hat aber niemand bestritten, dass das Thema bearbeitet werden muss. Dabei war offensichtlich, dass es Gesprächsbedarf über geeignete Konzepte für ordnungspolitische oder förderpolitische Maßnahmen gibt.

Ökoplus setzt sich für KfW-Förderung für ökologisches Bauen und Sanieren ein

Ökoplus wird sich im Rahmen des Bauwende-Bündnisses daher dafür einsetzen, einen Vorschlag für ein einfach gestaltetes Förderprogramm für ökologisches Bauen und Sanieren zu entwickeln, welches durch die KfW umgesetzt werden kann. Es wurde in kleinem Kreise verabredet, die Akteure aus dem Bauwende-Bündnis für ein Fachgespräch zu vereinen, um ein geeignetes Format für eine solche Förderung zu entwickeln. 

Große Chancen für ökologisches Bauen!

Mit dem Bauwende-Bündnis ist ein neuer Akteur entstanden, der zusammen mit den Umweltverbänden und vielen weiteren Unterstützern aus dem Bau-Bereich sehr breit aufgestellt ist und vor den günstigen politischen Hintergrundbedingungen wie der Fridays For Future Demos sowie den letzten Wahlergebnissen relativ große Chancen auf eine Umsetzung seiner Vorschläge hat. 


Kurzer Exkurs - Was ist graue Energie?

"Was ist der Unterschied zwischen einer Erdbeere im Juni und einer Erdbeere im Dezember? Nun, wenn wir mal vom Geschmack und vom Preis absehen, eigentlich keiner. Das zumindest sollte man annehmen. Doch stammt die Erdbeere im Juni höchstwahrscheinlich von Obstbauern aus der Region oder gar aus dem eigenen Garten. Im Dezember hingegen muss die Erdbeere entweder von der Südhalbkugel importiert oder in Gewächshäusern angepflanzt und geerntet werden. Sie hat also eine extrem weite Anreise hinter sich oder sie wurde für ihr Wachstum künstlich beleuchtet und beheizt. Transport, Beleuchtung und Heizung sind aber mit Energieaufwand und natürlich entsprechenden äquivalenten CO2-Emissionen verbunden. Da diese gewissermaßen in dem Produkt versteckt sind, wird die Energiemenge, die für Herstellung, Transport, Lagerung, Verkauf und Entsorgung eines Produkts oder einer Dienstleistung notwendig ist, als »graue Energie« bezeichnet. Sie steckt also in jedem Produkt.
Wissenschaftlich-technisch ausgedrückt ist graue Energie die Summe der Primärenergien, die für die Bereitstellung des Produkts oder der Dienstleistung aufgewendet werden müssen." (Vgl. DB-Bauzeitung, 2013)

Kurzer Exkurs - Was sind Graue Emissionen?

Als Graue Emissionen werden Emissionen bezeichnet, die durch dessen Produktion anfallen, noch bevor ein Produkt genutzt wird.